Die Kapitäne im Interview
Ramón Bade, 30.12.2014
Ein knappes halbes Jahr der Spielgemeinschaft Ragow/Mittenwalde ist nun vorbei, da kann man durchaus mal Bilanz ziehen. Und welche Spieler würden sich da besser eignen, als die zwei "Dienstältesten" und aktuell in der ersten Männermannschaft spielenden Urgesteine Patrick Dommisch (Kapitän) und Kevin Kallenbach (Co-Kapitän)? Richtig, keine. Daher haben wir sie für euch befragt.
1. Mal im Ernst, wieso habt ihr bei Gründung der Spielgemeinschaft nicht gesagt: "Okay, ich hatte eine tolle Fussballzeit, konzentrier mich jetzt aber lieber auf meine Familie und spiele in ein paar Jahren lieber alte Herren anstatt mit dem "Erzfeind" zusammen spielen zu müssen."?
Packe: Ich bin 32 und spiele dafür zu gerne Fußball. Außerdem ist das doch eine absolut spannende Sache mit vielen neuen Herausforderungen und neuen Leuten, wo man nur dazulernen kann. Das mit dem Erzfeind hat mich als Spieler nicht weiter interessiert. Egal gegen welche Mannschaft man spielt, in den 90 Minuten sind die gegnerischen Spieler immer meine Gegner, die bekämpft werden müssen. Zudem haben wir doch alle die gleiche Leidenschaft – Fusball – das verbindet uns doch schon mal und das hat man in den letzten 6 Monaten gemerkt.
Kev: Ich stimme Packe da voll und ganz zu, wobei ich ja nochmal etwas älter bin und vor den letzten beiden Saisons immer mal wieder der Gedanke aufkam, etwas ruhiger zu treten und mich mehr um die Familie zu kümmern. Zu dieser neuen Saison kam aber ein weiterer, interessanter Fakt hinzu, der mich mit Freude auf die neue Spielzeit schauen ließ: die neuen und noch unbekannten Teams aus dem Luckenwalder Landkreis. Ich finde es sehr spannend, gegen diese Mannschaften zu spielen und auch wieder neue Sportplätze kennenzulernen. Außerdem kennt mich meine Familie als fußballverrückten Typen und unterstützt mich da auch total. Es war also eher eine grundsätzliche Entscheidung, unabhängig von dem Zusammenschluss zur Spielgemeinschaft.
2. Hattet ihr keine Angst vor Beleidigungen vom Spielfeldrand oder euren neuen Mannschaftskollegen, schließlich ging es in den Duellen zwischen Ragow und Mittenwalde immer heiß her und für viele war es das Dahmeland-Derby schlechthin?
Packe: Ich hatte da nie Bedenken oder Angst. Es wird neue Derbys geben, welche dann wahrscheinlich auf höherem fußballerischem Niveau stattfinden.
Kev: Bedenken hatte ich da auch nicht wirklich, auch wenn mir das Derby schon irgendwie fehlt. Aber die Freude über die neuen und überraschend netten Spieler überwiegt *lacht*. Wir können hier was aufbauen, das Potential ist definitiv da.
3. Hättet ihr euch denn jemals erdenken können, dass eure beiden Vereine eine gemeinsame Zukunft haben und eine Spielgemeinschaft gründen werden?
Packe: Seit längerem ist sogar der Wunsch einer großen Spielgemeinschaft mit einem größeren Verein aus der Stadt dagewesen und ich fände es toll wenn sich uns auch noch andere Vereine (Schenkendorf, Motzen etc.) anschließen würden. Ich war es leid jedes Wochenende mit 11-12 Spielern zum Spiel zu fahren, so kommt man doch als Team und persönlich nicht weiter wenn man weiß " Ich spiele ja sowieso ". Beide Vereine sind seit 10 Jahren im Nachwuchs in einer SG und machen den Erwachsenen vor, wie eine Zusammenarbeit geht. Von daher sind wir es unseren jungen Spielern schuldig, ihnen eine gemeinsame Perspektive im Männerbereich zu bieten.
Kev: Wie lange wurde dieses Thema schon auf den Jahreshauptversammlungen diskutiert – 6-7 Jahre? Von daher war es irgendwie schon länger klar, dass dieser Schritt mal kommen würde. Wir Spieler haben das eh immer pragmatisch gesehen und wollten, dass es eine Zukunft für die vielen jungen und guten Spieler in diesen Vereinen gibt. Mit den drei Mannschaften im Männerbereich kann man den Nachwuchsspielern je nach Qualität das richtige Team anbieten – welcher Verein in unserer Region kann das schon von sich behaupten?
4. Wie seid ihr mit dem letzten halben Jahr zufrieden?
Packe: Das letzte halbe Jahr war spannend, emotional, lustig, anstrengend ... also alles was ich mir als Fußballer wünsche.
Kev: Ich möchte noch ergänzen, dass wir überraschend schnell gut zueinander gefunden haben und möchte hier allen Beteiligten in den beiden Vereinen danken, die für einen reibungslosen gemeinsamen Ablauf sorgen. Das war und ist eine harte Arbeit. Ich sehe den Zusammenschluss sehr positiv.
5. Auf welche Probleme seid ihr als Spieler und als Mannschaft gestoßen?
Packe: Das Zusammenspiel in den einzelnen Mannschaftsteilen wird so langsam besser, da hatten wir verständlicherweise Probleme und waren in den ersten Spielen nicht so erfolgreich, wie ich es mir gewünscht habe.
Kev: Auf überraschend wenige, wie ich finde. Klar, Packe hat recht – das Zusammenspiel kann natürlich nicht von Anfang an so funktionieren, wie in einer Mannschaft, in der sich die Spieler schon jahrelang kennen. Aber aufgrund der Derbys gegeneinander wusste man ja schon um die Stärken der ehemaligen Gegner. Daher war das aufeinander einstellen nicht so schwer. Dennoch haben die einzelnen Teams alle an Qualität zugelegt und damit die Klasse, in ihren jeweiligen Ligen eine gute Rolle zu spielen.
6. Wie wichtig war bei den Problemlösungen euer Trainer Stefan Eggert, mit dem ihr beide schon zusammen gespielt habt?
Packe: Stefan war ein Überragender Spieler und das setzt er als Trainer fort. Er ist für diese schwierige Aufgabe genau der Richtige.
Kev: Unser Coach macht das super. Er ist ein ausgeglichener Typ, der es versteht, mit seiner ruhigen Art, immer die richtigen Worte zu finden. Man glaubt es kaum, aber er kann auch mal laut werden – so wie sonst als Spieler auf dem Platz. Er ist eine Führungspersönlichkeit und wir stehen als Mannschaft voll hinter ihm. Ein ganz wichtiger Aspekt im Zuge dieser ersten gemeinsamen Halbserie war ja auch, dass Stefan für beide Vereine lange selber gekickt hat und weiß, wie sie intern ticken.
7. Jetzt mal Butter bei den Fischen: Seit zig Jahren habt ihr beiden euch heiße Duelle geliefert und nun spielt ihr seit 6 Monaten zusammen in einer Mannschaft, wie geht das? Vermisst ihr nicht die alte Rivalität?
Packe: Ich habe schon mehrfach vorher mit Kevin trainiert und wir haben auch schon in der Kreisauswahl zusammen gespielt von daher bin ich froh jetzt mit so einem guten Fußballer in einem Team zusammenspielen zu können.
Kev: Klar, war es am Anfang komisch, als wir uns alle beim ersten gemeinsamen Training begegnet sind. Aber aus der vorsichtigen Annäherung ist ein guter, eingeschworener Haufen geworden. Ich habe das Gefühl, dass dies in allen drei Teams der Fall ist. Packe war für mich immer ein unangenehmer Gegner: sehr intensiv und zweikampfstark, immer mit dem letzten Willen zu gewinnen. Dazu noch ein Top-Torjäger. Schön, ihn jetzt im gleichen Team zu haben!
8. Wo seht ihr das Potential der Spielgemeinschaft, wo könnte es mal sportlich hingehen?
Packe: Das ist schwer zu sagen, ich denke trotz unserem derzeitigen Tabellenplatz sehe ich uns zukünftig unter den ersten Fünf.
Kev: Ich sagte es ja schon: alle drei Teams haben enormes Potential und können in Ihrer Liga weit oben mitspielen. Wenn so langsam alle Rädchen ineinander greifen und wir uns alle auch dem Platz noch besser verstehen, kommen die Erfolge (fast) von alleine.
9. Was wünscht ihr euch für die Zukunft?
Packe: Das alle dabei bleiben, noch mehr dazu kommen und wir Spaß und Erfolg zusammen haben. Ich hoffe einige Mitglieder der "Sektion Lachse" (ehemalige Anhängerschaft des BSV Mittenwalde) lesen dieses Interview, denn es war immer ein absolutes Highlight solch einen einzigartigen Support draußen zu haben und ich würde mir wünschen Euch wieder dabei zu haben. Die Mannschaft hat gezeigt, dass die Leidenschaft für den Fußball einstige "Rivalen" zu einem Team werden lässt.
Kev: Klar, Spaß und Erfolg. Außerdem, dass die Langzeitverletzten schnell wieder gesund werden und wieder zu uns stoßen. Hier passiert eine Menge und wir können jeden gebrauchen. Die Lachse haben bei den Derbys immer Gas gegeben und Party gemacht. Ich würde mich auch freuen, wenn wir hier als Mannschaft mit gutem Beispiel voran gehen können und dann auch als Spielgemeinschaft in den Genuss der lautstarken Unterstützung kommen würden.
10. Abschließende Frage: Habt ihr den Schritt, euch der neuen Spielgemeinschaft anzuschließen, jemals bereut?
Packe: Nein!
Kev: In keiner Sekunde!
Wir bedanken uns bei Packe und Kev für das Interview und wünschen ihnen noch viel Spaß und Erfolg mit der Spielgemeinschaft.
